Am 4. Oktober 1990 fand die erste Sitzung des neuen gesamtdeutschen Bundestages in Berlin statt. Die Wiedervereinigung wurde damit parlamentarisch vollzogen.
Am 14. Oktober fanden in den neuen Bundesländern Landtagswahlen statt. In Brandenburg wurde die SPD mit Manfred Stolpe stärkste Partei. Schon bald darauf fordert die deutsche Einheit ihren Preis. Viele Betriebe im Osten Deutschlands mußten schließen. Viele Menschen verlieren ihre Arbeit, müssen kurzarbeiten oder werden umgeschult. Der Staat wendet gewaltige Summen für den wirtschaftlichen Aufbau in Ostdeutschland einschließlich Brandenburg auf. Einige private Investoren nutzen die Gunst der Stunde und bereichern sich am „Ausverkauf der DDR“.
Viele Menschen pendeln nach Westdeutschland, um dort zu arbeiten, oder ziehen für immer weg. In Dobberzin (zugeordnet dem Wohnbezirk VIII von Angermünde) leben zu diesem Zeitpunkt noch 310 Einwohner. Die meisten von Ihnen hatten vorher Arbeit in Schwedt, Pinnow und Angermünde. Die LPG „Neuer Weg“ in Dobberzin steht vor einer ungewissen Zukunft. Zu viele Menschen produzie1ten mit veralteter Technik zu wenig. Die Ve1marktung der Feldfiüchte und des Viehs war nicht mehr kostendekkend möglich. Die Stallungen entsprachen nicht den neuen Umweltstandards.
Der Mündesee war zu diesem Zeitpunkt durch die Einleitung von Abwässern der Stadt Angermünde und den übrigen Anliegern enorm belastet. Er konnte nur noch zur Karpfenzucht, aber nicht mehr als Badegewässer genutzt werden. Die Dorfkirche musste wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. Der Kindergarten im Gutshaus wurde geschlossen. Die HO-Verkaufsstelle in Dobberzin wurde geschlossen. Die alte DFD-Gruppe im Dorf wird aufgelöst. Der Abriss von Stallungen im Gutshausbereich begann.